Wahu! Mobility – Das Triple-Impact E-Bike aus Ghana wird künftig mit Solarstrom produziert

E-Mobility ist auch in Afrika ein Megatrend. Die nachhaltige und günstige Mobilität, die die Wahu! Bikes und die dazugehörige App bereitstellen, öffnen mehrere Jobmärkte und sollen insbesondere Frauen Zugang zur aufstrebenden Gig Economy bieten. Heute stellen wir Ihnen die ghanaische Unternehmerin, ihre Ideen und die Investoren vor, die hinter dem Mobility-Start-up stecken, das zukünftig mit Solarstrom produziert.

Diese Woche haben wir mit dem ghanaischen E-Bike-Hersteller Wahu! Mobility den Vertrag für eine 42 kWp-Anlage auf dem Werksgelände in East Legon in Accra unterschrieben. Geplant ist, dass die Anlage in zwei bis drei Stufen entstehen und bis auf 200 kWp ausbaubar sein soll. Diese Dimensionen verdeutlichen, dass die Chefin und Seriengründerin Valerie Abena Konyo Labi einiges vorhat.

Mit ihrer Firma will sie zukünftig in Ghanas Hauptstadt Accra 200 E-Bikes pro Monat produzieren. Wahu! – ehemals Mana Mobility, bzw. Africa Cargo Bikes – designt und produziert seine auf den ghanaischen Markt abgestimmten E-Bikes selbst und stellt die Flotte den in Ghana sehr populären Lieferdiensten Bolt und Glovo zur Verfügung. Allerdings adressiert Wahu! auch Privatpersonen, die als Kuriere alles Mögliche ausliefern.

Wahu @ YouTube

Nachhaltigkeitsprofis treffen auf Automotive-Adel

Der Firmenname ist ein Wortspiel in zwei ghanaischen Sprachen: In Dagbani bedeutet Wahu“ „Pferd“, während „W’ahu“ auf Twi „Du hast gesehen“ bedeutet. In der Firma fließen außerdem zwei Sphären zusammen, nämlich Nachhaltigkeits- und Mobility-Sachverstand. In dieser Form wurde Wahu Mobility erst im vergangenen Jahr von Valerie Labi und dem ehemaligen BMW-Manager Toni Heigl gegründet. Rückendeckung gab es von einem weiteren deutschen Autoexperten: Peter Schwarzenbauer, ehemals Vorstand bei Audi und BMW.

Labi, die in Cambridge ihren Master in Sustainability Leadership gemacht hat, will nicht nur E-Bikes herstellen. Der dreifachen Mutter schwebt ein ganzes E-Mobility-as-a- Service-Ökosystem vor, das maßgeschneidertes Fahrzeugdesign, Wartung und Versicherung ermöglicht und Zugang zu Lieferaufträgen bietet. Eine afrikanische Erfolgsstory, auch die BBC hat bereits über das Start-up in ihrem Podcast “Focus on Africa” berichtet.

 

Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme

 

Ihr Unternehmen geht auf ihre Erfahrung in Tamale, im Norden Ghanas, zurück. Hier erkannte sie den hohen Bedarf für eine Micro-Mobility-Lösung, da Logistik unerschwinglich, unzuverlässig und nicht nachhaltig war. Zunächst kaufte Labi, die seit 2008 in Ghana lebt, gebrauchte Fahrräder auf, rüstete sie elektrisch um und brachte sie ab 2020 in ländlichen Gebieten unter dem Namen “Cargo Bikes Africa” zum Einsatz. Damit kamen die Leute von A nach B, konnten aber noch keine großen Gewichte zuladen.

Die Corona-Pandemie ließ plötzlich – wie überall auf der Welt – E-Commerce und Lieferdienste aus dem Boden schießen, vor allem in den Großstädten. Die neue “Gig Economy” stellte plötzlich Jobs bereit, theoretisch zumindest. Praktisch fehlte oft eine geeignete Mobilitätslösung. Eine eigene Fertigung für ein Fahrzeug, das sich an den spezifischen Erfordernissen Afrikas orientierte, war der logische nächste Entwicklungsschritt.

 

Die äußerst robusten Wahu!-Bikes sind Lastenräder mit dicken Reifen und verstärkter Vorder- und Hinterradfederung, die sowohl auf dem Land als auch in der Stadt geländegängig sind. Die Zweiräder haben eine Tretunterstützung und eine “Gas”-Funktion. Sie werden mit zwei leicht austauschbaren Batterien geliefert, die für rund 140 Kilometer Reichweite ausreichen. Maßgeschneidert entwickelt von ghanaischen Ingenieuren, nur die Batterien werden nicht vor Ort produziert.

Rent-to-own und Zugang zur Gig Economy

 

Neben der grünen Mobilität geht es Wahu! – genauso übrigens wie EWIA – darum, ihre Nutzer zu Eigentümern zu machen. Mit einem Rent-to-own-Programm wird die finanzielle Unabhängigkeit der Bike-Entrepreneure gefördert. Die E-Bikes kosten rund 2.000 US-Dollar, ein Finanzplan sieht eine Ratenzahlung innerhalb von 18 bis 24 Monaten in wöchentlichen Raten à 30 US-Dollar vor.

Mit den Bikes soll insbesondere Frauen in ländlichen Regionen Einkommen verschafft werden, das ist der Gründerin wichtig. Somit erzielt das Unternehmen gleich einen dreifachen Impact gemäß der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen: Gleichstellung der Geschlechter (SDG 5), menschenwürdige Arbeit und wirtschaftliches Wachstum (SDG 8) und Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13). Und im Grunde genommen macht Wahu! auch die Stadt lebenswerter (SDG 11).

 

Eine eigene App versorgt die Fahrer mit Informationen zum Ladezustand der Batterie, zu den zurückgelegten Distanzen, den eingesparten CO2-Emissionen (für die die Nutzer sogar “Carbon Credits” und “Loyalty Points” bekommen, die sie zu Geld machen können). Die App listet in einer Map aber auch lokale Mechaniker und Lademöglichkeiten für sämtliche E-Fahrzeuge auf, die es in Ghana gibt (nicht nur die eigenen).

 

Elektro-Power senkt Betriebskosten erheblich – und schafft Jobs

 

Dass die Kuriere durch den elektrischen Antrieb allein sehr viel Geld sparen, verdeutlicht die Kalkulation Labis: Fahrer von Lieferdiensten geben rund 120 Dollar für Benzin je Monat aus. Das Strom-Tanken kostet sie hingegen im Durchschnitt etwa 4 Dollar pro Monat. Die massive Ersparnis bei den Unterhaltskosten soll dafür sorgen, dass Lieferservices (z. B. auch für Medikamente) sowohl kundenseitig als auch für Fahrer attraktiv werden. Labi denkt noch weiter und geht davon aus, dass etwa auch Geburtshelfer ihren Aktionsradius durch ein Wahu!-Rad erheblich erweitern könnten.

 

Beträchtliches Investment seitens der Schörghuber-Gruppe fördert Expansion

 

Blue Lion, das Family Office der in München sitzenden Schörghuber-Gruppe (Immobilien, Hotels, Paulaner), investierte jüngst eine nicht näher bezeichnete beträchtliche Summe in Wahu! Mittels des Investments sollen die Produktionskapazitäten erweitert, in Forschung und Entwicklung investiert und Marketing und Vertrieb ausgebaut werden. Schon heute ist Wahu! nicht nur in Accra, sondern auch in Togos Hauptstadt Lomé tätig. Außerdem steht eine Expansion in die nigerianische Megacity Lagos und nach Lusaka, die Hauptstadt Sambias, bevor.

 

Keine Frage, dass ein Unternehmen wie Wahu! für die Produktion nachhaltig erzeugten und verlässlich bereitgestellten Strom braucht. Etwas Anderes käme für eine Firma, die eine nachhaltige Mobilität ermöglicht, auch nicht in Frage.

 

Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und sind sehr gespannt auf die EWIA meets Entwicklung.

Wahu @ YouTube


Timo Schäfer

Beitrag von

Timo Schäfer

in wahu