Apropos Afrika: Was der Rückzug von USAID bedeutet

Die United States Agency for International Development (USAID) spielte über Jahrzehnte eine zentrale Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit in Subsahara-Afrika. Mit einem jährlichen Budget von etwa 8 Milliarden US-Dollar konzentrierte sich USAID auf Bereiche wie Gesundheitsversorgung, landwirtschaftliche Entwicklung, wirtschaftliches Wachstum und Demokratieförderung. Besonders im Gesundheitssektor war die Agentur unverzichtbar: Rund 70 % der Mittel flossen in Gesundheitsprogramme, wobei der Kampf gegen HIV/AIDS einen großen Anteil ausmachte.
Im Februar 2025 ordnete Präsident Donald Trump eine 90-tägige Aussetzung der Auslandshilfe an und leitete Schritte zur Auflösung von USAID ein. Diese Entscheidung führte zur sofortigen Einstellung zahlreicher globaler Programme und zur Entlassung von Tausenden von Mitarbeitern. Lediglich 300 der ehemals 14.000 Mitarbeiter blieben übrig, ganze 14 von ihnen sind für den gesamten Kontinent Afrika zuständig. Wir erleben die Folgen in Accra hautnah mit. Die betroffenen Familien sind dabei, Knall auf Fall das Land zu verlassen. Es erinnert ein wenig an den chaotischen Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan. Für die Menschen in Subsahara-Afrika hat dieser Rückzug oft gravierende Auswirkungen:
- Gesundheitsversorgung: Programme zur HIV-Behandlung und -Prävention wurden unterbrochen, was das Leben von Millionen gefährdet. Allein in Nigeria sind über 2 Millionen HIV-Patienten betroffen, die auf von USAID finanzierte Medikamente angewiesen sind.
- Humanitäre Hilfe: Initiativen zur Bekämpfung von Hunger und zur Unterstützung von Flüchtlingen wurden gestoppt, was die ohnehin verletzlichen Bevölkerungsgruppen weiter schwächt.
- Wirtschaftliche Entwicklung: Projekte zur Förderung von Handel und Investitionen sowie zur Stärkung lokaler Wirtschaften wurden eingestellt, was langfristige negative Effekte auf die wirtschaftliche Stabilität der Region haben könnte.
Auch Solarprojekten wurde der Stecker gezogen
In der Vergangenheit beschäftigte sich USAID auch dezidiert mit dem Thema Solar und erneuerbare Energien als kostengünstige und umweltfreundliche Energiequelle. Viele diesbezügliche Webseiten hat die Trump-Administration inzwischen vom Netz genommen, aber das Projekt “Power Africa” zeugt noch vom Ansatz und der Wirkung der Hilfe. 2020 – während der Corona-Krise – brachte USAID im Rahmen von Power Africa z. B. 2,6 Mio US-Dollar auf, um neun afrikanische Solar-Firmen zu fördern, die wiederum die Stromversorgung in 288 Kliniken in Subsahara-Afrika sicherstellen sollten.
Power Africa – man muss sagen: – war eine von der US-Regierung geleitete Partnerschaft, die die kollektiven Ressourcen von über 170 Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammenbringt, um den Zugang zu Strom in Afrika südlich der Sahara zu verdoppeln. Das Ziel von Power Africa war es, bis 2030 mehr als 30.000 Megawatt an sauberer und effizienter Stromerzeugungskapazität und 60 Millionen neue Anschlüsse für Haushalte und Unternehmen zu schaffen. Die Website von Power Africa (www.usaid.gov/powerafrica) ist derzeit down, auch bei LinkedIn gibt es seit drei Wochen kein Lebenszeichen.
Der Rückzug von USAID hinterlässt eine erhebliche Lücke in der Entwicklungszusammenarbeit Subsahara-Afrikas. Es ist essenziell, dass die internationale Gemeinschaft gemeinsam und koordiniert handelt, um die entstandene Lücke zu schließen und die Fortschritte der letzten Jahrzehnte in Subsahara-Afrika nicht zu gefährden. Langfristiges Ziel muss es dabei sein, durch Investitionen in den Aufbau von Fähigkeiten und Infrastrukturen vor Ort die Abhängigkeit von externer Hilfe zu reduzieren.