Der Aufstieg der Solarenergie im C&I-Sektor in Ghana

In den vergangenen Jahren hat sich Ghana zu einem der spannendsten Märkte für Solarenergie in Westafrika entwickelt – insbesondere im Bereich der gewerblichen und industriellen Nutzung (C&I). Unternehmen setzen zunehmend auf eigene Solarstromlösungen, um Energiekosten zu senken und sich gegen Netzinstabilität abzusichern. Doch wie genau hat sich der Markt entwickelt? Was sind die Treiber dieser Entwicklung – und wohin geht die Reise in den kommenden Jahren?
Dynamische Marktentwicklung im C&I-Segment
Noch vor zehn Jahren war Solarenergie in Ghana ein Nischenthema. Die installierte Kapazität lag 2013 bei unter 3 MW. Bis Ende 2023 wuchs sie (die Marktzahlen variieren) auf etwa 150 bis 165 MW an – darunter zahlreiche gewerbliche Dachanlagen-Systeme sowie erste größere Utility-Scale-Projekte. Insbesondere der C&I-Bereich verzeichnet seit rund fünf Jahren ein dynamisches Wachstum. Laut einer Studie des Ghana Climate Innovation Centre (GCIC) und der International Finance Corporation (IFC) entfielen im Jahr 2022 bereits rund 57 % der installierten PV-Leistung auf Unternehmen – mit einem prognostizierten durchschnittlichen jährlichen Wachstum von rund 20 % bis 2029 (Quelle: Mordor Intelligence).
2024 hat Ghana im Bereich erneuerbare Energien einen wichtigen Meilenstein erreicht. In Tema wurde eine 16,82-Megawatt-Dachsolaranlage eingeweiht, die die größte einzelne Dachsolaranlage Afrikas ist. Das 17 Millionen US-Dollar teure Projekt soll Strom an Kunden im Industriegebiet Tema Free Zone Enclave (TFZE) liefern.
Der Markt in Ghana wird zunehmend professioneller. So sind bereits einige Energie-as-a-Service-Anbieter aktiv, die maßgeschneiderte Solar- und Batteriesysteme für Industrie, Gewerbe, Telekommunikation und den Bildungssektor anbieten. Außer EWIA ist aber kein Anbieter landesweit aktiv, die meisten fokussieren sich auf die Region um die Hauptstadt Accra.
Auch große Infrastrukturprojekte treiben die Entwicklung: Im Industriegebiet Dawa nahe Tema entsteht aktuell ein 150 MW-Solarcluster, das durch die IFC mitfinanziert wird. Es gilt als eines der größten gewerblich-industriellen Solarvorhaben in Westafrika.
Was treibt den Markt?
Mehrere Faktoren befeuern das Wachstum des C&I-Solarmarktes in Ghana:
1. Wirtschaftliche Anreize und hohe Stromkosten:
Ghanaische Unternehmen leiden unter vergleichsweise hohen Strompreisen. Die Möglichkeit, mit eigenen Solaranlagen Energiekosten dauerhaft zu senken, stellt daher einen erheblichen wirtschaftlichen Anreiz dar – zumal die Investitionskosten für Photovoltaik in den letzten Jahren stark gefallen sind.
2. Netzinstabilität als akutes Geschäftsrisiko:
Ghanas Stromnetz ist zwar in den letzten Jahren stabiler geworden, aber regelmäßige Stromausfälle („Dumsor“) oder Spannungsschwankungen bleiben ein wiederkehrendes Problem – besonders in Spitzenzeiten oder in ländlichen Regionen. Die Folgen sind Produktionsunterbrechungen (z. B. bei Industriebetrieben oder Kühlketten), Schäden an elektrischer Ausrüstung durch Spannungsschwankungen und nicht zuletzt Verlust von Umsatz und Wettbewerbsfähigkeit.
3. Politischer Wille und gesetzliche Grundlagen:
Mit dem „Renewable Energy Act“ von 2011 und dem „Renewable Energy Master Plan“ von 2019 wurden wichtige Grundlagen für den Marktausbau gelegt. Das Ziel: Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix soll bis 2030 auf mindestens 30 % steigen. Der „Integrated Power Sector Master Plan“ (veröffentlicht 2023) betont erneut die Schlüsselrolle von Solarenergie – auch im gewerblichen Bereich.
4. Internationale Finanzierung:
Internationale Partner unterstützen die Solarwende. Das Programm SUNREF Ghana – getragen von der französischen Entwicklungsbank AFD und der EU – stellt günstige Kredite und technische Begleitung für Solarprojekte im C&I-Bereich bereit. Auch die African Development Bank (AfDB) und das Sustainable Energy Fund for Africa (SEFA) fördern Projekte mit Mini-Grids und Net-Metering in Krankenhäusern, Schulen und KMU.
5. Technologischer Fortschritt und lokale Kapazitäten:
Inzwischen existiert ein wachsendes Netzwerk an qualifizierten Installateuren und EPCs (Engineering, Procurement and Construction) im Land. Schulungsprogramme stärken die technische Kompetenz und Qualität lokaler Anbieter und geben gut qualifizierten Menschen eine wirtschaftliche Perspektive und Anreiz, im eigenen Land zu bleiben.
Ausblick: Die Zeichen stehen klar auf weiteres Wachstum
Experten der IFC und AFD erwarten, dass die installierte PV-Leistung im C&I-Segment weiter dynamisch wachsen wird. Auch die regulatorische Landschaft wird sich voraussichtlich weiter stabilisieren: Ghana plant vereinfachte PPA-Modelle und steuerliche Anreize für Investitionen in Erneuerbare Energien. Gleichzeitig rücken hybride Lösungen mit Batteriespeichern, Floating-Solar oder Kombinationen mit Diesel-Backup zunehmend in den Fokus, um Netzinstabilität zu kompensieren.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen: Dazu zählen etwa bürokratische Hürden bei Genehmigungen, ein noch begrenzter lokaler Markt für Speicherlösungen sowie Unsicherheiten bei Netzanbindung und Tarifen. Dennoch überwiegt die Dynamik klar die Risiken.
Fazit: Gute Marktposition sichert künftiges Geschäft
Ghana ist auf einem vielversprechenden Weg, sich zu einem regionalen Vorreiter in der gewerblichen Solarenergienutzung zu entwickeln. Der C&I-Sektor wird dabei zur treibenden Kraft – gestützt durch wirtschaftliche Notwendigkeit, politischen Rückhalt und internationale Finanzierung. In den nächsten zwei bis drei Jahren dürfte sich die Dynamik weiter beschleunigen. Unternehmen, Projektentwickler und Investoren, die wie EWIA frühzeitig auf diesen Markt setzen und ihre Position festigen, können von einem wachsenden Umfeld mit langfristigem Potenzial profitieren.