Apropos Afrika – Spotlight auf Kamerun

Afrika ist ein Kontinent, bestehend aus 54 Staaten. Die Unterschiede zwischen diesen Staaten sind teils immens. Das betrifft die Mentalität der Menschen, die Geographie und auch die Wirtschaft. Ab sofort wollen wir die Länder des zweitgrößten Kontinents in einer Serie von Blog-Beiträgen mit dem Titel “Apropos Afrika – Spotlight auf…” etwas näher bringen, dabei mit einigen Mythen aufräumen und mit der Vielfalt bekannt machen. Los geht es mit Kamerun, das als eines der nächsten Ziele des Rollouts unserer Mission “Enable Wealth in Africa” auf der Agenda steht.

Afrika im Miniaturformat

Der in Zentralafrika gelegene Staat wird oft als „Afrika im Miniaturformat“ bezeichnet, da es eine Vielzahl von Landschaften und Klimazonen umfasst. Im Süden findet man tropischen Regenwald, im Zentrum und Westen gibt es Hügelland und Hochland, und im Norden erstreckt sich die Sahelzone. Der höchste Punkt des Landes ist der Mount Cameroon, ein aktiver Vulkan.

Kamerun ist ein Land mit reichen natürlichen Ressourcen und kultureller Vielfalt, das jedoch vor wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen steht. Die Geographie des Landes ist beeindruckend abwechslungsreich, und die vielen gesprochenen Sprachen zeugen von einer komplexen sozialen Struktur. Wirtschaftlich ist es relativ gut entwickelt im Vergleich zu vielen anderen afrikanischen Ländern, aber die Verteilung des Wohlstands bleibt ein Problem. Die politische Situation ist insbesondere in Bezug auf Regierungsführung und aufgrund regionaler Konflikte nicht trivial.

Zwei Amtssprachen – 250 lokale Sprachen und Dialekte

Kamerun hat zwei offizielle Sprachen: Französisch und Englisch. Diese spiegeln die koloniale Geschichte wider, in der die ehemalige deutsche Kolonie nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt war. Daneben gibt es über 250 lokale Sprachen und Dialekte, was Kamerun zu einem der sprachlich anspruchsvollsten Länder der Welt macht. Das Sprach-Wirrwarr deutet bereits darauf hin, dass Kamerun mit seinen 28 Millionen Einwohnern keine wirkliche Einheit bildet. Die Bevölkerung ist sehr jung, der Median – jener Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt –liegt bei 17,5 Jahren (weltweit liegt der Median beim Alter bei 30,3 Jahren, in Deutschland bei 44,9 Jahren).

Politisch gesehen ist Kamerun eine Republik, die aber seit Jahrzehnten von einer einzigen Partei dominiert wird, die von Präsident Paul Biya geführt wird. Der 91-jährige Biya ist seit 1982 im Amt und damit einer der am längsten amtierenden Präsidenten Afrikas. Das Land hat in den letzten Jahren mit politischen Spannungen und Konflikten zu kämpfen, besonders in den englischsprachigen Regionen, wo es Forderungen nach größerer Autonomie oder Unabhängigkeit gibt. Für 2025 sind Präsidentschaftswahlen angekündigt, als Nachfolger Paul Biyas wird dessen Sohn Franck Emmanuel Olivier Biya gehandelt.

Reichhaltige natürliche Ressourcen

Die Wirtschaft Kameruns basiert auf einer Mischung aus Landwirtschaft, Bergbau, Ölproduktion und Dienstleistungen. Wichtige landwirtschaftliche Produkte sind Kaffee, Kakao, Baumwolle, Bananen, und Palmöl. Das Land hat auch bedeutende Vorkommen an Erdöl und Erdgas, die einen großen Teil der Exporte ausmachen. Darüber hinaus hat der fünfmalige Africa Cup of Nations-Sieger Kamerun auch Potenzial im Tourismussektor, das bislang aber nur unzureichend ausgeschöpft wird. Jene 28 Millionen Kameruner erwirtschafteten 2022 laut Weltbank knapp 48 Milliarden US-Dollar, das Wachstum betrug 2023 vier Prozent, was für den 27. Platz in Afrika (der Kontinent insgesamt wuchs 2023 um 3,9 Prozent) reicht. Kamerun liegt also genau in der Mitte. Seit 2015 lag Kameruns Wachstum immer oberhalb von 3,3 Prozent, mit Spitzen von 5,7 Prozent. Nur im Corona-Jahr 2019 stürzte es auf 0,3 Prozent ab.

Apropos, anders als z. B. Belgien als Gegenstück in Europa ist Kamerun nach Ägypten mit sieben Trophäen die zweiterfolgreichste Fußballnation des Kontinents. Das sagt ja doch was aus über ein eigentlich geteiltes Land, wenn es in der Nationalmannschaft zusammenhält.

Im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern hat Kamerun ein mittleres Einkommensniveau. Es hat eine relativ stabile Wirtschaft, aber es gibt immer noch große Unterschiede in der Verteilung des Wohlstands. Viele Menschen leben in Armut, besonders in ländlichen Gebieten. Die Lebensstandards variieren stark zwischen städtischen und ländlichen Regionen.

Die schlecht entwickelte Infrastruktur auf dem Land erlaubt nur 54,6% der Bewohner einen steten Zugang zu Wasser und nur 25,6% haben Zugang zu sanitären Einrichtungen. Die Elektrifizierungsrate auf dem Land liegt bei knapp 32%, jeweils mit einem starken Gefälle zwischen Stadt und Land.

Nachhaltige Stromerzeugung dominiert

Kamerun ist sehr offen gegenüber erneuerbaren Energien, derzeit werden 62% des Stroms aus Wasserkraft produziert. Wegen der Größe und der Besiedlungsstruktur – die Bevölkerungsdichte Kameruns liegt bei knapp 61,6 Einwohner/km2 (Deutschland 235,0 Einwohner/km2) – ist der Netzausbau die entscheidende Hürde, um mehr Menschen Zugang zu Elektrizität und damit zu Bildung und Wohlstand zu verschaffen. Eine dezentrale Versorgung mit Hilfe von Solaranlagen und Micro-Grids ist daher prädestiniert, um die Situation grundlegend zu verbessern. Heute spielt die Sonnenenergie in Kamerun mit einem Anteil 0,2% an der Stromerzeugung quasi noch gar keine Rolle. Mit 6,3 Sonnenstunden pro Tag im Jahresdurchschnitt sind die Voraussetzungen dafür deutlich besser als bspw. in Deutschland (4,3 h).

EWIAs Partner SunErgy schloss im Mai 2012 ein Abkommen mit der Republik Kamerun über die Versorgung von 92 Dörfern mit etwa 115.000 Familien oder 600.000 Menschen sowie Schulen, Gesundheitszentren, privaten und öffentlichen Unternehmen usw. in der französischsprachigen Südwestregion mit Solarstrom. Gemeinsam mit der auf Infrastrukturprojekte spezialisierten Investmentgesellschaft KGAL will EWIA die Aktivitäten in diesem Bereich intensivieren.


Timo Schäfer

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Timo Schäfer

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