Kamerun wählt seine Zukunft

EWIA ist in Kamerun, der zweitstärksten Volkswirtschaft Zentralafrikas, aktiv und elektrifiziert ganze Dörfer. Derzeit schaut das gesamte Land gebannt auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen am vergangenen Sonntag. Wohin steuert das Land und welche Rolle spielt die Jugend des Landes? Und warum ist Kamerun – trotz allem – ein wichtiger Standort für EWIA und ein Wachstumsgarant in Subsahara-Afrika?

Unser Eindruck bei unserer Rundreise im Sommer war, dass bereits Wochen vor der Wahl über dem Land eine gewisse Spannung lag. Aufgrund der Kolonialgeschichte ist Kamerun in zwei Regionen geteilt: einen französischsprachigen und einen englischsprachigen Teil. Dutzende Ethnien bevölkern den Staat, der noch dazu einen muslimisch geprägten Norden aufweist und einen christlichen Süden. Die Dschihadisten von Boko Haram, die Nigeria plagen, sind auch im Norden präsent. Und dann gibt es nicht zuletzt eine Kluft zwischen den Generationen. Das Medianalter der Bevölkerung liegt bei nur 18 Jahren. Die Nomenklatura ist wesentlich älter.

Kamerun, genannt “Afrika im Kleinen”, ist nominell eine Demokratie. Es finden regelmäßig Wahlen statt. Aber seit 43 Jahren heißt der Sieger der Präsidentschaftswahlen stets Paul Biya. Die Mehrheit der Bürger des Landes hat niemals einen anderen Präsidenten gesehen als den 92-jährigen, das am längsten amtierende gewählte Staatsoberhaupt des Planeten – und selbst die wenigsten gekrönten Häupter können mit ihm mithalten. Am vergangenen Sonntag trat er wieder an, zum achten Mal, als rund 6,8 Millionen Kameruner an die Wahlurnen stürmten (8 Millionen der 30 Millionen Einwohner waren registriert). Paul Biya musste dazu im Land sein. Das muss man dazu sagen, weil er einen Großteil des Jahres der Gesundheit wegen in der Schweiz verbringt – was schon mehrfach zu Spekulationen über seinen Tod führte. Und sein Alter oder seine Gesundheit zu thematisieren, zieht Haftstrafen nach sich. Auch wenn er vermutlich längst nicht mehr selbst die Amtsgeschäfte führt, hat er nie einen offiziellen Nachfolger aufgebaut.  

Je nach Perspektive steht Biya für Stabilität oder Stillstand in einem Land, in dem Journalistinnen und Journalisten ums Leben kamen und zahlreiche Wahlen als manipuliert gelten.

Emanzipation vom Landesvater oder more of the same?
Kamerun ist eben nur nominell eine Demokratie. Maurice Kamto, der beliebteste Kandidat der Opposition, war im Vorfeld von der Wahl ausgeschlossen worden. Bereits 2018 hatte er den Sieg für sich reklamiert und wurde daraufhin verhaftet. 

Amtliche Ergebnisse der 2025er-Wahl liegen noch nicht vor und werden erst in rund zwei Wochen erwartet. Allerdings hat sich der aus dem Norden des Landes stammende Issa Tchiroma Bakary, der noch im Juni Arbeitsminister und ein besonders eifriger Claqueur Biyas war und sich dann überraschend zu seinem Herausforderer wandelte, bereits zum Sieger der Wahl erklärt, was die Behörden unter Androhung seiner Verhaftung untersagten. Seine Geschichte ist atemberaubend und voller Twists and Turns, denn noch 1984 soll er in einen Putsch gegen Biya verwickelt gewesen sein, was ihn sechs Jahre ins Gefängnis brachte. Danach gehörte er seinen Regierungen 20 Jahre lang vor allem als Transport- und Kommunikationsminister an – angeblich ohne den Dauerpräsidenten auch nur ein einziges Mal leibhaftig gesehen zu haben, laut The Guardian. Im Juni distanzierte er sich von Biya und der Regierungspartei Cameroon People’s Democratic Movement (CPDM), warf ihnen massives Missmanagement und Ressourcenverbrauch vor und dem Militär Gewaltexzesse, um dann für die Cameroon National Salvation Front (FSNC) als Kandidat anzutreten. 

Bakary warnte vor Unruhen und drohte damit, seine Anhänger auf die Straße zu bringen, sollte das Ergebnis nicht respektiert werden. Sofern sich sein Wahlsieg bestätigen sollte, bekäme Kamerun ein neues Staatsoberhaupt, bliebe aber eine Gerontokratie, denn der “Jungspund” Tchiroma Bakary ist auch schon 79 Jahre alt. 

Die Jugend ist von der Mitbestimmung ausgeschlossen – noch
Wie auch immer die Wahl ausgeht, allein das Verhältnis von Wählern zur Gesamtbevölkerung verrät einiges über die wahren Machtverhältnisse. Nur 26,7 % der Bevölkerung sind überhaupt wahlberechtigt (im englischsprachigen Teil verhinderte eine Miliz die Abstimmung), über 73% sind also jünger als 20 Jahre, das ist das Mindestwahlalter im Land. 22,7% stimmten tatsächlich ab über ihre Zukunft und die der Jugend, die die größte Gruppe stellt und aufgrund des Wahlalters von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen ist. Deswegen gibt es auch Bestrebungen (Vote 18) seitens der Jugend, die zwar steuerpflichtig ist, heiraten darf etc., aber mit 20 noch nicht wählen darf, das Wahlalter auf 18 abzusenken. Würde das passieren, kämen auf einen Schlag zwei Millionen Stimmberechtigte hinzu. 

Im Mai brachte es Ange Ngandjo, ein 35-jähriger Bankberater, gegenüber Africa Briefing auf den Punkt. „Er (Biya) hat gegeben, was er konnte. Unsere Generation, gut ausgebildet und kompetent, möchte dieses Land ebenfalls mit aufbauen.“ Und der junge Mann hat noch Glück, denn die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei rund 74 Prozent in Kamerun. Es gibt viel zu wenig Jobs selbst für Hochschulabsolventen. Der prinzipielle Wohlstand, der sich vor allem dem Öl verdankt, ist ungleich verteilt.

Gerade deswegen ist es uns auch so wichtig, günstigen Solarstrom in Dörfer zu bringen, damit die Bewohner Gewerbe betreiben und finanziell unabhängig werden können. 

Wie auch immer die Wahlen ausgehen, die Jugend pocht auf ihre Rechte. Zum Beispiel Adeline Tsopgni. Sie ist 25 und will bei den Parlamentswahlen 2026 für einen Sitz kandidieren. Sie war oftmals die Erste: Erste Klassensprecherin, später an der Uni, an der sie Jura und Politikwissenschaften studierte, erste Präsidentin des Debattierklubs. Sie führte auch Streiks an, weil an der Uni so oft der Strom ausfiel. Langfristig will Tsopgni die erste Präsidentin des Landes werden. „Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass eine neue politische Generation entsteht. Eine Generation, die für Transparenz steht, die unbestechlich ist, jung und weiblich.“, verriet sie, die auch schon festgenommen wurde, der ZEIT im August. 

Warum EWIA optimistisch ist
Kamerun steht also am Scheideweg. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, wer die Wahl gewonnen hat. Dass sich etwas ändern muss im rohstoffreichen – und korrupten – Land, darüber sind sich eigentlich alle Beobachter und erst recht die Bürger einig. Wir hoffen, dass es friedlich bleiben wird und die Jugend nach der Wahl mehr Einfluss und damit Chancen hat. In den Regionen, in denen EWIA tätig ist, sind keine Unruhen zu erwarten. 

Was man trotz der politischen Situation übrigens nicht vergessen darf, ist, dass zumindest die wirtschaftliche Entwicklung nur eine Richtung kennt: 2024 verzeichnete Kamerun ein Wachstum von 3,5%, die mittelfristigen Aussichten sind laut Weltbank moderat positiv, mit einem erwarteten durchschnittlichen realen BIP-Wachstum von 3,9 % zwischen 2025 und 2028.

Genau hier setzt unsere Kamerun-Kampagne an:
Durch die Übernahme von SunErgy hat EWIA eine langfristige Lizenz zur Elektrifizierung von bis zu 92 ländlichen Gemeinden erhalten, dass entspricht einem potenziellen Wirkungskreis von über 600.000 Menschen. In einem ersten Schritt revitalisieren wir vier bestehende Mini-Grid-Standorte mit modernster Technologie und bereiten den Roll-out neuer Solarprojekte vor. Schulen, Gesundheitszentren, Unternehmen und Privathaushalte sollen mit verlässlichem Solarstrom versorgt werden. Dezentral, nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig.

Für Investor:innen bedeutet das:

Ein Engagement in einer skalierbaren Infrastruktur mit Impact, Potenzial und belastbaren Strukturen vor Ort – in einem Land, das aktuell noch unterschätzt wird, aber vor einem energiepolitischen Wendepunkt steht.

Zur Kampagne:

 


Jonathan Baumann

Beitrag von

Jonathan Baumann

in EWIA allgmein